© by Tom Fuchs
Saarländisch-lothringischer Jakobsweg Hornbach - Metz 11.05.09 Hornbach - Bebelsheim (25 km) "Regenstart" war Montags um 8:00 Uhr am Hotel "Kloster Hornbach". Pilgerpass an der Rezeption stempeln lassen und los ging’s. Nach 1000 m schon verlaufen. Ich nahm den Nordweg, wollte aber über den Südweg. Bei der zweiten Hornbach-Überquerung fiel es mir auf. Also zurück. Hab meinen Weg gefunden. Es ging über gut ausgebaute Wanderwege und über Dorfstraßen. Im Dorf selber immer zu der Dorfkirche. Um den Stempel zu finden sollte man als erstes die Aushängekästen oder schwarzen Bretter, die immer in der Nähe der Kirchen sind, aufsuchen. Dort ist oft ein Zettel angebracht mit weiteren Hinweisen. Trotz des ewigen Berg rauf und Berg runter ging es flott voran. Auf Grund des schlechten Wetters war von der Weitsicht an den entsprechenden Punkten nicht viel zu sehen. Knapp 1000 m vor meinem ersten Quartier im Grenzlandhof bekam ich doch noch so richtig die Kutte gewaschen, ein Gewitterregen so wie er im Buch stand. Regensachen hatte ich an, war also kein Problem. Dann, in meiner kleinen Ferienwohnung, frisch geduscht auf dem Sofa, mit den Füssen auf dem Tisch war alles wieder im grünen Bereich. Erste Etappe bewältigt, die zweite kann kommen. Und hier geht es zu den Bildern 12.05.09 Bebelsheim - Rilchingen (18 km) Um 08:30 ging es weiter. In der Bäckerei noch etwas eingekauft ging es natürlich zuerst Berg auf. Kloster Gräfinthal, morgens um 10:00 Uhr, wie ausgestorben. Auch hier wieder die "Stempelnachfrage" und ich bekam den Stempel im Priorat bei den holländischen Benediktinermönchen. Weiter ging’s zum Hartungshof und Wintringer Kapelle. Füße, Beine, Rücken und Schultern schmerzten bereits bedenklich. Jetzt musste ich für die zu schnelle gestrige Etappe Tribut zollen. Der Wintringer Hof war ebenfalls wie ausgestorben und die Kapelle abgeschlossen. Auf meine Stempelnachfrage bei zwei Hofarbeitern bekam ich nur ein leichtes Achselzucken. Da der Hofladen noch geschlossen war war nix mit frischer Wurst und Brot. Es kam Frust auf. Also weiter ohne Wurst und Stempel. Irgendwo im Wald, alles schmerzte und ich war frustriert, hatte ich keine Lust mehr. Wenn jemand vorbei gekommen wäre, egal ob mit Pferd, Kutsche oder Hubschrauber und hätte mich nach Hause gebracht, ich wäre mit. Zum Glück kam keiner, das war auch gut so. Kleine Pause, Schuhe und Strümpfe aus, Füße etwas massiert, Hirschtalg drauf und weiter ging’s, wohl oder übel. Kurz vor Auersmacher traf ich einen älteren Herrn, der mir von seinen Pilgerwegen erzählte. Er pilgerte auch den Jakobsweg in Spanien, allerdings “gegen den Strich!!”. Nach unserem Gespräch und einem "Komm gut in Metz an" war meine Motivation wieder da und die Schmerzen waren irgendwie weg. Ich konnte doch diesen guten Mensch unmöglich enttäuschen. Das letzte Stück Weg bis zu den Barmherzigen Brüder in Rilchingen, meinem nächsten Quartier, war ein Katzensprung. Als ich dort eintraf und sah den “Luxus” machte das Pilgern wieder Spass. 14.05.09 Cocheren - Longeville-lès-St-Avold (24 km) Nach der Verabschiedung von Fr. Kiefer ging es morgens weiter nach Hombourg-Haut. Ein kleines altes Städtchen nahe St. Avold. Den Pilgerstempel bekam ich von einer netten älteren Dame in einem Büro neben der Kirche. Nach einem kleinen Plausch mit ihr, zum Glück sprechen viele älteren Leute in Lothringen noch deutsch, ging es weiter nach St. Avold. Geschlagene zwei Stunden irrte ich durch die Stadt. Die Stiftskirche St. Nabor war zwar offen aber sie wurde innen renoviert, daher kein Stempel. Dann wurde ich zur Basilika geschickt bei der ich aber absolut keine Lust hatte zu suchen. Selbst zum fotografieren hatte ich keine Lust. Also Pause einlegen, wieder orientieren und zurück in die Stadt. Dort wo das "Office de Tourisme" sein sollte war ebenfalls eine Baustelle. Irgendwann sah ich zwar ein großes Schild "Office de Information" aber dabei blieb es auch. Von "Office de Information" keine Spur. Nach zwei Stunden Irrweg zeigte mir ein Polizist den Weg zum "Hotel de Ville" und noch zur "Rue de Lac", mein Ausgang aus St. Avold. Auch im "Hotel de Ville" fand sich eine Frau die deutsch sprach und so bekam ich meinen Stempel endlich auch in St. Avold. Jetzt weiter nach Longeville-lès-St-Avold. Zu meinem Trost ließ sich auch mal die Sonne blicken. Auf einem Rastplatz kam es auch wieder zu einem kleinen Plausch mit einer Gruppe aus vier "Nordic-WalkerInnen". Auch hier wieder eine Person dabei, die etwas deutsch sprach. Man unterhielt sich auf deutsch, französisch und auf "Mit-Hände-auf-Karte-zeigend". Es funktionierte. Ja, so macht pilgern Spaß. Weiter ging es und am späten Nachmittag traf ich im "Chez Odette" ein, meinem Etappenziel. Eine kleine gemütliche "Kneipe" mit Theke, Fassbier, Restaurant und Gästezimmer. Ein abendlicher kleiner Thekenplausch mit zwei Franzosen auf Saarlännisch Platt - weil, hochdeutsch sprechen konnten sie nicht, wegen 30 Arbeitsjahre im Saarland - und frischem Pils machte gute Laune. Pilgerherz, was willst Du mehr! 13.05.09 Rilchingen - Cocheren (21 km) Gut gestärkt durch das Frühstücksbuffet, ausgerüstet mit Brotzeit und Abendessen - Cocheren ist Pilgerherberge ohne Frühstück und Abendessen aber mit Küche - ging es weiter. In Sarreguemines muß man wegen des Stempels durch die Altstadt zum "Office de Tourisme" in der "Rue du Maire Massing". Es lohnt sich! In Frankreich sind übrigens noch "Office de Information", "Hotel de Ville" oder "Mairie" gute Anlaufstellen für den Pilgerstempel. Noch etwas Bares am Geldautomat gezogen und weiter ging es. Ab sofort zeigte ein weiser und roter horizontaler Balken den Weg nach Metz. Aber nix mehr mit ausgebauten Wanderwegen. Zumindest die Wiesenwege und stellenweise auch die Waldwege sind bei Regen in einem katastrophalen Zustand. Der Morast bleibt an den Schuhen kleben. Diese werden immer schwerer und man geht wie auf Schmierseife. Bei einer Weggabelung bei der es laut Buch gerade aus geht aber gar kein Geradeaus gibt sondern rechts oder links konnte ich mich auf meinen siebten "Navi-Sinn" verlassen. Ein Blick auf die Karte zeigte mir das rechter Hand im Tal ein Bach fließt. So war es auch. Zur Entspannung meiner Gelenke und Muskeln zog ich meinen Rucksack aus und baute irgendwo am Wegrand ein Pilgertürmchen. Nach langer Zeit tauchte ein im Pilgerführer beschriebenes Wegkreuz auf. Gott sei dank, ich war auf dem rechten Weg. Auch diese Etappe ging zu Ende und so konnte ich mich allein in dem "Gite des Amis de la Nature" in Cocheren wohl fühlen. Ich wurde von der netten Frau Kiefer in Empfang genommen, die mir auch gleich das Haus zeigte. Ein paar Drinks für den Abend und etwas Kaffee für das Frühstück und ich war allein in dem Haus. Nach einem entspannten Abend mit Radiohören war dieser Tag zu Ende. 15.05.09 Longeville-lès-St-Avold - Courcelles-Chaussy (27 km) Nach dem Frühstück im "Chez Odette", serviert von der Putzfrau, und Einkauf der Brotzeit in der Bäckerei gegenüber ging es zu erst zur "Mairie" den Pilgerpass stempeln lassen und dann weiter nach Courcelles. Die schwierigste Etappe stand bevor und dazu noch Regen. Entsprechend die Qualität der Wanderwege. Auch mit Ruhebänken am Wegrand sieht es auf dem Pilgerweg in Lothringen schlecht aus. Mit ein paar Ausnahmen an großen Wegkreuzungen im Wald und natürlich in Parks hab ich keine gesehen und vermute, es gibt sie auch nicht. Vorbei und durch kleine Dörfer zieht sich der Weg langweilig und lang durch Lothringen. Einzig die Bunkeranlage "Ouvrage de Bamboesch" der Maginotlinie bringt kurz hinter Longeville-lès-St-Avold etwas Abwechslung. Ansonsten einfach nur Tunnelblick und gehen. Mit Weitsicht war eh nix. Abends, angekommen in Courcelles, wurd ich von Fr. Kiefer, der Besitzerin von "Le Moulin" in Landonviller mit dem Auto abgeholt. "Le Moulin", ein alte Getreidemühle, ist eine das Pilgerbudget strapazierende Übernachtungsmöglichkeit aber um so lohnenswerter. Allein schon wegen der Einrichtung und dem köstlichen Abendessen und ebenso  dem  köstlichen Frühstück. Da sind die hohen Übernachtungskosten wirklich gut angelegt. 16.05.09 Courcelles-Chaussy - Metz (25 km) Blauer Himmel, Sonnenschein. Da kommt Freude auf. Gestärkt durch das köstliche Frühstück ging es nach der Autofahrt nach Courcelles wieder weiter. Die letzte Etappe stand bevor. Es geht fast nur noch über asphaltierte Wege. Nicht immer ein Vorteil aber mit genug Hirschtalg kein Problem. Auf dem ersten größeren Kreisverkehr vor Metz hab ich mich verlaufen. Eine Abfahrt des Kreisverkehres fehlte gänzlich auf meiner Karte, so bog ich in die falsche Straße ein. Da kein Wegzeichen auftauchte fiel es mir rechtzeitig auf. Nach allen Abbiegungen auf dem Weg zeigte ein Wegzeichen kurz danach die richtige Abbiegung an. Kommt keines so ist der Weg der Falsche. Ich konnte mich immer darauf verlassen. Sonnenschein, gute Wanderwege und Hirschtalg brachten mich schnell nach Metz. Nach einer Stunde "Irrgarten" in Metz und der Hilfe der Streifenpolizei fand ich auch die Kathedrale. Trotz ihrer imposanten Größe ist sie in den tiefen Häuserschluchten der Fußgängerzone einfach nicht zu sehen. Gegen 16:00 Uhr bekam ich meinen letzten Pilgerstempel im "Office de Tourisme" auf dem "Place d'Armes", direkt neben der Kathedrale.
... und es war vollbracht. Mein erster Jakobsweg war bewältigt. Es war zu Ende.
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